Inside Smart Factory

Wie Ihr Digitalisierungsprojekt bereits vor dem Start zum Flop wird!

18.08.2022

Software- und Digitalisierungsprojekte sind meist komplex und vielschichtig. Umfassende Anforderungsprofile, komplexe Schnittstellen und begrenzte Kapazitäten sind nur ein paar der Herausforderungen, denen man sich stellen muss. Hier zeigen wir Ihnen die klassischen Stolperfallen, die Ihr Projekt schon vor dem eigentlichen Start sicher zu einem Flop machen – oder eben nicht!

Wir beleuchten Themen wie saubere Pflege von Stammdaten, Funktionsabgrenzungen, Etablierung von Projektteams, Austausch mit Experten außerhalb des Unternehmens, etc. und haben wertvolle Tipps zusammengestellt, die über den Erfolg Ihres neuen Projekts entscheiden könnten.

Als Softwareanbieter mit mehr als 30-jähriger Erfahrung und Umsatzstärke in internationalen Projekten wird Industrie Informatik mit vielfältigen – in diesem Artikel bewusst provokant formulierten – Fragestellungen und Fehleinschätzungen im Projektvorfeld konfrontiert. Hierzu liefern wir Antworten, die den Unterschied ausmachen können:

# 1  “So ein MES programmieren wir uns schon selber!”

Für jene Leserinnen und Leser, die sich in dieser Aussage wiederfinden können, möchten wir zunächst auf die Vorteile einer Standard-Software gegenüber einer Individualentwicklung eingehen:

Die Informationstechnologie ist besonders schnelllebig und dynamisch. Nur die Entscheidung für eine Standard-Software garantiert Ihnen auch in Zukunft automatisch funktionelle und technologische Weiterentwicklung. Dies ist im Falle von Industrie Informatik und der MES-Lösung cronetwork einerseits durch einen Wartungsvertrag abgedeckt und andererseits durch unser Bestreben, in Sachen Usability und Technologie dauerhaft ‚state-of-the-art‘ zu bleiben.

100 % Releasefähigkeit und Investitionssicherheit sind weitere Qualitätsmerkmale einer zukunftsträchtigen Standard-Software. Darunter verstehen die Nutzer von cronetwork, dass sämtliche Erweiterungen und Anpassungen lückenlos in den Softwarestandard übernommen werden und auch beim nächsten Release wieder ohne Zusatzkosten im Standard zur Verfügung stehen. Ein Update stellt somit keine Neueinführung mehr dar bzw. erspart zeit- und kostenintensive Anpassungsprogrammierungen.

Dieser Community-Gedanke lohnt sich für alle Kunden und Branchen: Als User einer branchenunabhängigen MES-Software profitieren Industrie Informatik Kunden nicht mehr nur von Funktionsinnovationen aus gleichartigen Branchen, sondern auch von Anforderungen aus anderen Bereichen wie beispielsweise der Lebensmittel- und Medizintechnik, die besonders strikten Richtlinien u.a. hinsichtlich Nachweispflichten unterliegen.

Mit der Einführung einer etablierten Standard-Software lässt sich die Projektumsetzungsdauer (Time2Solution) gegenüber einer vollständigen Eigenentwicklung maßgeblich reduzieren.

‘Unabhängigkeit’ ist ebenso ein wichtiges Stichwort im Zusammenhang mit Standard-Software: Gemeint ist klarer Weise die Unabhängigkeit von einzelnen Personen und deren Know-how im Unternehmen sowie die reduzierte Abhängigkeit von der eigenen, internen IT bzw. Programmierung – was besonders auch in Hinblick auf den allgemeinen Fachkräftemangel Vorteile birgt.

Eine entscheidende Veränderung kann Ihnen Industrie Informatik als Softwarehersteller bieten: Standard-Software und Individualisierung sind bei weitem kein Widerspruch mehr! Standard-Software hat (zumindest im Falle von cronetwork) die zwangsläufige Starrheit abgelegt und kann inzwischen maßgeschneidert an die eigenen Bedürfnisse und Prozesse angepasst werden. cronetwork bietet flexible und feingranulare Individualisierungsmöglichkeit gepaart mit vollständiger Releasefähigkeit und -sicherheit. Beispiele dafür sind intelligente Datenobjekte & Portale, die individuelle, operative Oberflächen nach dem „Baukastenprinzip“ ermöglichen. Ein breites Spektrum an Standardvisualisierungen und flexiblen Anpassungsmöglichkeiten bis hin zu Pixel-Perfect-Reporting und HMI/Scada-Oberflächen garantiert spezifische Oberflächendesigns. Darüber hinaus können individuelle Prozesse am Shopfloor mittels modernster Bus-Technologie orchestriert und eigene, mobile Anwendungen mittels No-Code bzw. Low-Code Development selbst erstellen werden, um zukünftige Anforderungen an ein modernes Fertigungsmanagement-System noch schneller und agiler innerhalb des Software-Standards bewältigen zu können.

Als Sparring-Partner hinterfragen Consultants kritisch Ihre Prozesse und schaffen die Basis für eine entsprechende Standardisierung. Ihr Bedarf und ganzheitliches Denken von Anfang an steht ganz klar im Mittelpunkt.

 

# 2  “Stammdaten? Die werden schon passen! … und wenn nicht, dann gibt es sicher irgendeinen Konfigurator dafür im MES!”

Es wäre schön, wenn dies in der Praxis tatsächlich so einfach wäre, aber leider können wir diese Illusion nicht bestätigen! Stammdaten müssen eindeutig dort geführt und gepflegt werden, wo sie laut Vorgaben auch hingehören: Eine ERP-Lösung ist und bleibt das führende System beispielsweise für Artikelstammdaten, Arbeitspläne, Stücklisten, Vorgabezeiten usw. Dennoch kann das MES, wo es punktuell sinnvoll ist, Stammdaten erweitern bzw. auch selbst führen.

Nicht außer Acht lassen darf man das Thema ‚Qualität der Stammdaten‘. Die Erfolgschancen eines Digitalisierungsprojektes sind direkt von entsprechend qualitativen Stammdaten abhängig. Ein Beispiel: Wenn Vorgabezeiten nicht realistisch den Ist-Vorgabezeiten entsprechen, bringt auch die beste Feinplanung nicht die gewünschten Ergebnisse! Die gute Nachricht: Im Zuge einer MES-Implementierung liefert das MES wertvolle Informationen zur stetigen Verbesserung, beispielsweise in Richtung Transparenz oder Optimierungspotenziale wie im Bereich von Vorgabezeiten.

 

# 3   “Die Wareneingangsprüfung ist sicher auch im MES mit dabei!”

Industrie Informatik steht für eine klare Trennung der Funktionen und Aufgabenbereiche in den jeweiligen dafür vorgesehenen Systemen. Das MES als Informationsdrehscheibe bzw. Bindeglied zwischen ERP-System und Maschinenebene fokussiert auf die Rolle der Execution und hält die Hoheit über die Prozesse in der Fertigung.

Das MES darf nicht – wie in der eingehenden Aussage – zum Sündenbock gemacht werden. Dies würde auch die Erfolgschancen des Einführungsprojekts sowie die Akzeptanz in der Fertigung mindern. An dieser Stelle ist es oftmals notwendig, eine Re-evaluierung der aktuell genutzten Systeme vorzunehmen und ggf. für eine zielgerichtete Verwendung zu sorgen.

 

# 4  “In 6 Monaten läuft das MES, dann sind wir fertig, kein Problem!”

Bitte definieren Sie von Beginn an für Sie realistische Projektdurchlaufzeiten! Das beginnt bereits beim Auswahlprozess und den kaufmännischen Gesprächen. Der Einführungszeitraum ist stark abhängig von Faktoren wie Projektumfang, Komplexität und internen Personalressourcen, sodass 6 bis 15 Monate von der Bestellung bis zur Projektabnahme als grober Richtwert herangezogen werden können. Ein großer Vorteil von cronetwork ist in diesem Fall die skalierbare und modulare Einführung, mit der Sie schnell erste Erfolge erzielen können.

Wir empfehlen Ihnen zudem die Definition von Projektphasen (PoC, Pilotierung, Rollout-Konzepte, Implementierung, Aufteilung nach Produktionsbereichen, …).

Lassen Sie Vorlaufzeiten bzw. die Vorbereitungsphase nicht ungenutzt verstreichen. Hier können bereits Themen wie IT-Infrastruktur behandelt werden oder Erstgespräche mit Betriebsrat, die Analyse von Stammdaten bzw. erste Schulungen für optimale Vorbereitung auf Workshops erfolgen.

Die Verfügbarkeit von internen Ressourcen ist ein wesentlicher Faktor für eine realistische Planung von Projektdurchlaufzeiten. Stellen Sie sich daher die Frage: Sind genügend interne Personalressourcen verfügbar bzw. gibt es weitere parallele Projekte, um Engpässe bereits im Vorfeld zu vermeiden.

 

# 5   “Das MES-Projekt mach ich selber nebenbei! Das wird sich schon ausgehen!”

In Bezug auf interne Kapazitäten sollten Sie nach unserer langjährigen Projekterfahrung folgende Punkte berücksichtigen:

Eine MES-Einführung ist ein gemeinsames Projekt, bei dem verschiedene Bereiche wie Fertigung, AV, IT, ERP-Systemverantwortliche, Controlling, HR, Maintenance eine wichtige Rolle bei der Projektplanung und -umsetzung spielen und ihre Expertise und zeitlichen Kapazitäten einbringen müssen.

Ein Digitalisierungsprojekt kann in der Regel nicht von einer Einzelperson oder Abteilung im Alleingang gestemmt werden. Definieren Sie MES Key-User (sowie Vertretungen) und reservieren Sie entsprechende Kapazitäten. Erfahrungsgemäß ist das Zwei- bis Dreifache der Aufwände seitens Industrie Informatik ein Richtwert, der auch seitens des Kunden zu stellen ist. Einfluss darauf hat natürlich die Komplexität, der Projektumfang und die Eigenleistung des Kunden im Rahmen der Implementierung. Industrie Informatik unterstützt je nach Kundenwunsch beide Vorgehensweisen (umfangreiche, selbständige Abwicklung durch den Kunden ODER durch Industrie Informatik).

Es hat sich bewährt, passende Projektstrukturen frühzeitig aufzubauen (First- und/oder Second-Level-Support, zentrale Teams oder Teams je Standort, …)

Bitte unterschätzen Sie zudem nicht die Kapazitäten und den Bedarf an Schulungen für den Wissensaufbau bzw. Wissenstransfer zum Endanwender und die Dokumentation für nachhaltigen Projekterfolg.

 

# 6  “Was soll so ein MES schon kosten? Da brauchen wir nicht viel zu budgetieren…”

Mittlerweile hat der Stellenwert und Leistungsumfang eines Manufacturing Execution Systems massiv zugenommen und ist bei der Umsetzung von Smart-Factory-Strategien oder auch im Rahmen von Predictive Analytics nicht mehr wegzudenken.

Um die Kostenfrage ehrlich zu beantworten, sollte von mittelständischen Fertigungsunternehmen mit Beträgen im 6-stelligen Bereich kalkuliert werden. Dabei handelt es sich aber nicht nur um die Kosten für die Software-Anschaffung, sondern auch um Kosten für den Aufbau der notwendigen Infrastruktur, Hardware-Komponenten, interne Ressourcen etc., die in der Budgetplanung berücksichtigt werden müssen.

Planen Sie Ihre Projekte vorausschauend! Projektphasen lassen sich ggf. Budgetphasen zuordnen, um die Umsetzung Ihres Digitalisierungsprojektes Phase für Phase zu gestalten und wenn möglich die Kosten dementsprechend aufteilen zu können.

Erfahrungsgemäß sind Sie mit der Planung eines Verhältnisses mit etwas mehr Dienstleistungen als Lizenzen gut beraten. Bei der Partnerwahl ist neben der technischen Expertise vor allem Eines von entscheidender Relevanz: Beratungskompetenz im Planungs- und Einführungsprozess! Industrie Informatik bietet Ihnen zudem vielfältige Individualisierungsmöglichkeiten der Standardsoftware, die natürlich auch ein notwendiges Maß an Dienstleistungen auf beiden Seiten erfordern.

 

# 7  “Wir sind da schon recht speziell! Darum machen wir das schon seit Jahrzehnten so!”

Ein MES-Projekt sollte auch als Chance gesehen werden, die eigenen Prozesse kritisch zu hinterfragen und zu überdenken. Die Frage „Sind wir wirklich so speziell?“, kann durch Gespräche innerhalb der Firma, mit dem Softwareanbieter, im Austausch mit Referenzen bzw. firmenfremden Personen oftmals revidiert werden und somit lässt sich der eine oder andere Prozess auf den zweiten Blick standardisieren.

Ein weiteres Beispiel in diesem Zusammenhang stellen Wildwüchse in den Auftragsstrukturen im ERP-System dar:
Hinterfragen Sie, ob bestimmte Prozesse überhaupt noch zeitgemäß sind bzw. warum manches vor vielen Jahren auf diese Weise gelöst werden musste. Suchen Sie in diesem Zuge nach aktuell schon verfügbaren Standardfunktionen für einen eleganteren Lösungsweg. Industrie Informatik steht Ihnen auch hier als Sparringpartner gerne beratend zur Seite.

Nutzen Sie nicht zuletzt Standardfunktionen, um auch Vergleichbarkeit innerhalb ihres Unternehmens zu schaffen und flexibel für die Zukunft gerüstet zu sein!

Portrait von Peter Schaller

GASTKOMMENTAR Ohne Erfahrung ist Wissen nutzlos! Gerade bei der Digitalisierung mit einem MES ist unbedingt beides notwendig. Das Gewusst wie in der Vorbereitungs- und Einführungsphase führt ohne Umweg zum Ziel.

Peter Schaller
MES-Beratung :: www.peterschaller.com
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Geschrieben von:
Michael Wolkerstorfer
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